Die Arbeiten am Kanal begannen 1845. Sie wurden als Notstandsprojekt der 1848er Revolution intensiviert und am 15.Mai 1852 dem Verkehr übergeben. Der Kanal diente vor allem für den Transport der Baumaterialien in das neue Stadterweiterungsgebiet und sollte den Lieferverkehr für die entstehenden Fabriken übernehmen. Die Obst- und Gemüsebauern aus dem Spreewald nutzten seine Hafenbecken als schwimmende Marktplätze. Das Engelbecken bildete den "Vorplatz" für die vom Architekten August Soller errichtete St. Michaelkirche (1851-61), die als zweite katholische Kirche in Berlin vor allem als Garnisonkirche diente und deren krönende Engelfigur dem Becken seinen Namen gab. Seine Bedeutung als Umschlagplatz für Baumaterialien zum Ausbau des Köpenicker Feldes verlor der Kanal nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Mangelnde Nutzung und technische Schwierigkeiten – das Gefälle zwischen Spree und Landwehrkanal war zu gering, um eine ausreichende Durchflutung zu sichern, die Folge waren Algenbewuchs, Gestank und Mückenplage – gaben den Anlass, den Kanal zuzuschütten. Ab 1926 wurde der Erdaushub der neuen U-Bahnlinie zwischen Gesundbrunnen und Neukölln für die Verfüllung des Kanals genutzt.
Der 1843 festgesetzte Bebauungsplan für das Köpenicker Feld, bearbeitet von P. J. Lenné © Landesarchiv Berlin
Elisabeth-Ufer am Luisenstädtischen Kanal 1906 © Max Missmann Landesdenkmalamt Berlin
Luisenstädtischer Kanal Richtung Engelbecken, vor 1926 © Landesarchiv Berlin
Teil der Luisenstadt mit Kirche St. Michael, Michaelkirchplatz und Engelbecken, Luftbild 1919 © Förderverein St. Michael e.V.
Blick von der Kirche St. Michael auf das Engelbecken und den Luisenstädtischen Kanal Richtung Oranienplatz, um 1925 © Landesarchiv Berlin
Blick vom Bethanien auf den Luisenstädtischen Kanal Richtung Thomaskirche, um 1885 © F. A. Schwartz
An der Melchiorbrücke, Richtung Köpenicker Straße, 1886 © H. Rückwardt
Die Planung für den Grünzug wurde 1928 dem Berliner Stadtgartendirektor Erwin Barth (1880-1933) in Zusammenarbeit mit den Gartenbauämtern der 1920 gebildeten Bezirke Mitte und Kreuzberg übertragen. Barth gelang es, den Lennéschen Kanal in eine Abfolge von Schmuck-, Lehr- und Spiel-Gärten "aufzuheben", indem er sie zwischen den Kanalmauern einen Meter über dem Niveau des ehemaligen Wasserspiegels anlegte. An den Wasserweg erinnerte noch das Engelbecken, jetzt Schmuckteich, und die Brücke im Verlauf der Waldemarstraße. Für das Engelbecken plante Barth anfangs, inspiriert von der Anlage des Taj Mahal, einen "Indischen Teich" mit Palmen, exotischen Pflanzen und Elefantenstatuen, der von den warmen Abwässern der Eisfabrik in der Köpenicker Straße gespeist werden sollte, dann ein Volksbad, das aber am Widerstand der katholischen Öffentlichkeit scheiterte. Von seinen Visionen zeugt allein noch der Indische Brunnen im angrenzenden Rosengarten. Das Engelbecken wurde in der an öffentlichen Freiflächen armen Luisenstadt ein beliebter Ort für allerlei Freizeitvergnügen wie Eislaufen, Planschen im "Wasserschloss" und Karpfenfang.
Zuschüttung des Luisenstädtischen Kanals 1926, im Hintergrund die Melanchthonkirche © Landesarchiv Berlin
Genehmigter Entwurf Barths von 1929 für die Ausgestaltung des Luisenstädtischen Kanals © Landesdenkmalamt Berlin
Barths Entwurf zum Rosengarten mit "Indischem Brunnen", um 1930 © Landesdenkmalamt Berlin
Der Rosengarten mit dem Indischen Brunnen, um 1940 © Zentralblatt der Bauverwaltung
Wasserschloss am Engelbecken um 1934 © Gärtnerei Fachblatt
Badespaß im Wasserschloss am Engelbecken, 1934 © Berliner Lokalanzeiger v. 12. Juli 1934
Der Immergrüne Garten um 1932, Blick von der Adalbertstraße Richtung Engelbecken © Archiv Kramer
Blütensträuchergarten: Kinderspielplatz zwischen Köpenicker Straße und Melchiorstraße, 1935 © Landesdenkmalamt Berlin
Der im Krieg kaum beschädigte Grünzug wurde in den 1950er Jahren teilweise mit Trümmerschutt aus der stark zerstörten Luisenstadt aufgefüllt und im Stil dieser Zeit umgestaltet. Durch die Teilung der Stadt wurden die Bezirke Kreuzberg und Mitte 1961 voneinander getrennt. Die im Ostberliner Bezirk Mitte liegenden Gartenabschnitte und das Engelbecken wurden komplett verfüllt und zur Grenzbefestigung ausgebaut. Dabei holzte man auch sämtliche den einstigen Kanal säumenden Baumreihen ab. Auf Westberliner Seite, zwischen Urbanhafen und Waldemarbrücke, fristete der Grünzug ein Dasein im Schatten der Mauer und wurde in den 1980er Jahren im Zusammenhang mit den Planungen der Internationalen Bauausstellung (IBA) nach Entwürfen von Baller, Luz und Hanke umgestaltet. Dabei wurden jedoch die historischen Gestaltungsprinzipien und damit auch die Barthsche Tieflage der Kanalgärten nicht mehr aufgenommen.
Aufnahme vom 9. November 1989: Blick auf den zum Mauerstreifen mutierten Grünzug, im Hintergrund die Thomaskirche © Kaiser Foyer Sonderausgabe Nov 1999
Blick auf die Mauer an der Waldemarbrücke und den verfüllten ehemaligen Rosengarten, 1970/80er Jahre © Landesdenkmalamt Berlin
Nach dem Mauerfall, 1990: Blick auf den Abschnitt des Immergrünen Gartens, links das Gewerkschaftshaus von Bruno und Max Taut © Landesdenkmalamt Berlin
Luftbild 1992: Neu gesetzte Lindenreihen rahmen die noch verfüllten Abschnitte Rosengarten, Engelbecken und Immergrüner Garten © Landesdenkmalamt Berlin