Ende der achtziger Jahre begann die Revitalisierung des Fischereihafens. Der als heutiges Schaufenster bekannte Hafenkopf lag weitestgehend brach. Nach Sanierung der Fischpackhalle IV zogen die ersten Restaurants und Fischräuchereien ein. Der ehemalige Fischbahnhof gegenüber erhielt ein Theater, und ein Altantikum mit dem 150.000 Liter fassenden Meerwasseraquarium. . Der Fischereihafen hatte seine feste Adresse in Bremerhaven wieder. Mit den Besuchern stiegen die Angebote wie Sommerkino, Märkte, Fisch-Parties und die Besucherzahlen stiegen wegen der Events. Die Fischereihafen-Betriebsgesellschaft mbH (FBG) als städtischer Verwalter dieses größten Gewerbegebietes der Stadt betreute die Bauvorhaben und Veranstaltungen von Beginn an. Sie war es auch die 2006 eine Machbarkeitsstudie zur weiteren Entwicklung des Hafenareal unter der Maßgabe der Aufwertung des öffentlichen Raumes in Auftrag gab. Dem sich verändernden Image und dem aufkommenden Nutzungsdruck mit seinen Besucherströmen musste Rechnung getragen werden. Schnell wurde deutlich das es bei der Umgestaltung des öffentlichen Raumes nicht darum gehen kann ein neues Image und einen neue Gestalt für den Hafen zu entwickeln, sondern mit dem Ort zu arbeiten, zu spielen und gegebene Strukturen und Nutzungen zu interpretieren. Nutzungsüberlagerungen aus 150 Jahren Hafengeschichte galt es in einem angemessenen Rahmen aufzuzeigen. Komplettieren durch Implementieren war das Motto. Das sensible Einfügen neuer Gestaltelemente wird gegen das Überlagern einer subjektiven Gestaltästhetik gesetzt. Ästhetik ist kein Maßstab, sondern eine Qualität die durch das Leben entsteht, so das Credo der Landschaftsarchitekten die mit der Umgestaltung betraut wurden. Mit wenigen, gestalterischen Interventionen wurde versucht den besonderen Charakter des Fischereihafens zu stärken und dabei seine Funktion als intakten Umschlagplatz und Gewerbegebiet zu bewahren. Robuste, hafentypische Materialien, wie Natursteinpflaster, Asphalt oder grobe Holzplanken wurden gewählt um diese Eingriffe zu betonen. Bestes Beispiel hierfür ist eine alte stillgelegte Brunnenanlage, welche zu einem Wasserspiel mit Nebeldüsen und Lichtpunkten umgestaltet wurde. Große polygonale Schieferplatten liegen bündig im Platzbelag, genau dort wo sich einst das Öffnungsrund des ehemaligen Brunnens befand. Nebeldüsen und Quelldüse wechseln sich zeitlich ab und lassen Nebelschwaden aufsteigen oder Wolken in seinem flachen Wasser spiegeln. Eine Windrose aus farbigen Granitplatten, welche den ehemaligen Brunnen umgab, ließen wir aus ihrem Verständnis für die Akzeptanz des gewachsenen Ortes heraus bestehen. So findet sich Neues in Altem. Die Außenbestuhlung der Restaurants wurde vom Gebäude auf den Platz verschoben. Die so entstandene neue Gasse zwischen Gebäude und Biergärten erleichtert die Orientierung, stellt das historische Gebäude der Packhalle frei und öffnet den Blick auf die Kaie. Großformatige, weiße Sonnenschirme gliedern die Außenbereiche und beenden das Sammelsurium von Schirmen und Stühlen. Die Vielfalt in der Einheit, diese Freiheit in der Begrenzung kehrt die Individualität jedes einzelnen hervor und belebt den öffentlichen Raum ohne ihn zu vereinnahmen. Das von weitem sichtbare Signet des Hafens ist der wegen seiner beiden roten Kegel auch „doppelter Korn“ genannte Mast des Oberfeuers. Die in verschiedene Niveaus zerklüftete Parkfläche unterhalb dessen wurde geordnet, das Oberfeuer als Wächter der Szenerie freigestellt. Die parkenden Autos wurden zu verschiedenen Paketen gebündelt und rhythmisch in der Fläche verteilt. Assoziationen zu den hier sonst aufgebauten Veranstaltungszelten entstehen. Die Monotonie gängiger Parkierungen mit den sich wiederholenden langen Autoreihen parkender Autos wird so vermieden. Holz und Kirschen Kirschen die vorher in Hochbeeten scheinbar ungeordnet auf der Parkfläche rund um das Oberfeuer herumstanden, wurden entlang der beiden Hauptzugangbereiche verpflanzt. Sie führen nun direkt zu den Kajen und zur wohl augenfälligsten Intervention im Schaufenster, den Hafenterrassen. Dort wo früher eine steile Rasenböschung und ein Geländer den direkten Zutritt vom Platz zum Wasser verwehrten, führen nun große mit Holz beplankte Terrassen direkt zum Wasser. Die in den Sitzstufen versetzt angeordnete Betontreppen erschweren ein schnelles hinuntersteigen vom Platz zum Wasser und nehmen bewusst Geschwindigkeit aus dem bunten Treiben rund um das Schaufenster. Es ist ein Ort des Verweilens und der Kontemplation mitten im größten Gewerbegebiet der Stadt Bremerhaven entstanden. Die Hafenterrassen bilden den Auftakt zu einer weiteren Intervention entlang der Kajen. Hier soll in einem späteren Bauabschnitt, ein maritimes Band in den Boden gefräst werden. Besucher sollen so entlang von Gewerbebetrieben, Tankstelle, Museumschiffen und Krabbenkuttern in das hintere Areal des Fischereihafens geführt werden und somit zu Revitalisierung auch dieser Bereiche beitragen.
Hafenterrasse © 2008 Martina Buchholz FBG mbH
Hafenterrasse © 2008 Martina Buchholz FBG mbH
Stufen © 2008 Jörg Michel POLA
Ladies © 2008 Sissi von Matuschka POLA
Detail Hafenterrasse © 2008 Jörg Michel POLA
Hafenkinder © 2008 Martina Buchholz FBG mbH
Sternenfenster © 2008 Jörg Michel POLA