Planung u. Erwartungsraum Innenstadt © bgmr Landschaftsarchitekten GmbH
Situation vor Umbau © 2010 Stadt Kiel
Wasserplatz am Tag © 2020 René Sievert Kebony Deutschland
Blick Richtung Kleiner Kiel mit neuer Arkade und Sitzpodesten am Wasser © 2020 René Sievert Kebony Deutschland
Leitdetails © 2020 Thomas Rosenthal bgmr Landschaftsarchitekten GmbH
Blick Richtung Wasserplatz, Bootshafen und Förde am frühen Abend_Vordergrund Fußgängerbrücke Nord © 2020 Thomas Rosenthal bgmr Landschaftsarchitekten GmbH
Fußgängerbrücke Süd am Abend © 2020 Thomas Rosenthal bgmr Landschaftsarchitekten GmbH
Wasserplatz bei Nacht © 2020 Thomas Rosenthal bgmr Landschaftsarchitekten GmbH
Überflug senkrecht © 2020 Thomas Rosenthal bgmr Landschaftsarchitekten GmbH
Überflug Blickrichtung Innenstadt_Kleiner Kiel © 2020 Thomas Rosenthal bgmr Landschaftsarchitekten GmbH
Kleiner Kiel-Kanal – Holstenfleet Kiel
[Straße wird Stadtplatz]
INNENSTADT ALS ‚PLACE TO BE‘
Mit dem Umbau der Holstenbrücke verfolgte die Stadt Kiel das Ziel die vormals als ÖPNV-Knotenpunkt und hochfrequentierte Durchgangsstraße genutzte Verkehrsfläche zu einer Platzfläche mit hoher Aufenthaltsqualität umzugestalten.
Durch Herstellung zweier raumgreifender Wasseranlagen wurde ein historisches Motiv an der Schnittstelle zum Altstadtkern wiederbelebt. Wo noch vor wenigen Jahren Fußgänger in Randbereiche eines Kreisverkehrs gedrängt wurden und die vielbefahrene Straße durch eine Passage umgingen, wird heute auf ganzer Länge flaniert.
Die zwischen den als ‚Kleinen Kiel‘ bezeichneten Binnenseen und dem Bootshafen eingeordneten neuen Wasseranlagen sind zentrale Bausteine der Richtung Förde entwickelten, öffentlichen Wasser-Platz-Folge.
INNENSTADT ALS EREIGNIS
Die Schnittstellen des ca. 1,50m tiefen, nördlichen Wasserbeckens und die Ränder des auf eine Tiefe von 40 cm auslaufenden Wasserplatzes wurden vielfältig programmiert. Balkonartige Vorsprünge, wasserbegleitende Sitzelemente und begehbare Inseln machen die fußläufigen Hauptbewegungslinien zu abwechslungsreichen Ereignisorten.
Darüber hinaus entstanden neue Möglichkeiten der informellen Aneignung. Wer es sich zutraut, der steht mit einem Schritt im Wasserplatz, kühlt sich an heißen Tagen die Waden oder lässt sich durch begehbare Wasserspiele erfrischen. Am unbefahrenen Altstadtufer schaffen mit spezialimprägnierten Hölzern gedeckte Boardwalks und Sitzelemente eine besondere Atmosphäre.
In enger Bindung zur bestehenden Fußgängerzone ist ein entspannter, moderner Stadtplatz entstanden, der neben unterschiedlichen Einkaufs- und Serviceangeboten viel Raum für Kontemplation und Erlebnisangebote lässt. Die ehemalige Barriere hat sich zu einem wichtigen Freiraumgelenk im Herzen der Stadt entwickelt. Bereits kurz nach Fertigstellung des Bauvorhabens ist erkennbar, dass sich dieser wichtige Teil der Innenstadt wieder zur Bühne des öffentlichen Lebens entwickelt.
INNENSATDT ALS gut erreichbarer, barrierefreier, gemeinsamer ORT FÜR ALLE
Der Planungsprozess wurde von einer intensiven Bürgerbeteiligung begleitet. Verkehrliche Neuordnungsmaßnahmen begünstigten die Entwicklung. Im Zuge der Maßnahme wurden Bushaltestellen verlegt und der motorisierte Individualverkehr umgeleitet. Durch die Ausweisung als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich, in dem heute lediglich noch Busse mit 20km/h verkehren dürfen, wurde die Attraktivität für Fahrradfahrer- und Fußgänger*innen deutlich gestärkt. Die heutigen Verkehrsflächen werden als eine große Platzfläche verstanden, die durch zurückhaltende Markierungen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern Orientierung geben.
Die hohe Anzahl an Busdurchfahrten machte neben dem Einsatz von Betonplattenbelägen die Einordnung asphaltgebundener Decken in Fahrbahnbereichen erforderlich. Um die Fahrbahnflächen weiterhin deutlich als Teil des Platzes erkennbar zu machen, erfolgte eine Angleichung an die Fußgängerbereiche durch Beschichtungen mit epoxidharzgebunden Feinsplitten. Auf der ganzen Platzlänge ermöglicht der oberflächengleiche Anschluss des Fahrbahnbereichs eine stufenlose Querung. Die übergeordnete Gestaltung schafft Aufmerksamkeit und signalisiert sowohl gegenüber dem Bus- als auch dem Radverkehr den besonderen Status des neuen Platzraum in der Innenstadt.
INNENSTADT ALS KLIMAZONE
Ein 2 m breites Schilfband übernimmt die Funktion der Gewässerreinigung und dient gleichermaßen durch Verdunstung in Hitzeperioden als Kühlungsbeet in der Stadt. Mit der Wasserreinigung über bepflanzte Bodenfilter wird die Gewässergüte gesichert und der Unterhaltungsaufwand deutlich reduziert.
Öffentlicher Raum als Motor der INNENSTADT ALS PREMIUMLAGE
Durch die Impulsmaßnahme wurden nach Aussage der Stadt Kiel bereits ca. 100 Mio € private Folgeinvestitionen ausgelöst. Im Nahbereich der Maßnahme entstehen derzeit, zeitgleich zur Aufwertung der baulichen Bestände, neue hochwertige Gastronomie-, Hotel- und Geschäftslagen.
Juryurteil:
Das Projekt zur Wiederbelebung der Innenstadt, Kleiner Kiel-Kanal, löst gekonnt die Aufgabe eine vormals hochfrequentierte Durchgangsstraße in eine Platzfläche mit außerordentlicher Aufenthaltsqualität zu generieren.
Die Jury lobt, dass es dem Entwurf gelingt mit einer eigenständigen Gestaltsprache einen unverwechselbaren urbanen Raum zu kreieren. Die Wasserbecken des Kleinen Kiel Kanals zeichnen den historischen Stadtgraben nach. Sie verdrängen den ehemals sechsspurigen Verkehr, der den Passanten lediglich einen schmalen Trottoir im Verkehrsgetöse übrig ließ und bilden das Rückgrat für den langgesteckten maritimen Stadtplatz.
Der mit einem fröhlichen Streifenmuster übergezogen Platz bietet neben den zugänglichen Wasserbecken, große Pflanzinseln deren gerundete Einfassungen, wie auch die Holzdecks und Sitzstufen am Wasser, Passanten einladen sich niederzulassen und zu verweilen.
Hervorzuheben ist, dass der Planungsprozess vom Wettbewerb bis zu Realisation durch eine intensive Bürgerbeteiligung begleitet wurde, die Vielzahl an der Planung zu integrierenden Fachingenieure, wie auch die entstandene ökologische und soziale Qualität am Ort.
Die Aufgabe den Bewohnern, wie auch den Touristen einen lebendigen, modernen, verbindenden und niederschwellig erreichbaren und bespielbaren urbanen Raum anzubieten erscheint gelungen. Der Kleine Kiel Kanal ist zu einem Anziehungspunkt mit Strahlkraft geworden, der es vermag an relevanter Stelle im Stadtgefüge das Leben in der Innenstadt zu befördern und zu erhalten.
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Planungsbüros
bgmr Landschaftsarchitekten GmbH
Mitarbeiter
Dipl.Ing. Martin Stokman
Dipl.Ing. Tim Krüger
Weitere Planungsbeteiligte
Ingenieurbüro Obermeyer, Potsdam (Ingenieurbau / Wasserbau), Masuch + Olbrisch Ing.-gesellschaft mbH, Oststeinbek (Verkehrsplanung), ifb frohloff staffa kühl ecker, Berlin (Tragwerksplanung), Sauerzapfe Architekten, Berlin (Objektplanung Brücken), Merkel Ingenieur Consult, Kiel (Bauleitung)
Auftraggeber
Landeshauptstadt Kiel
Tiefbauamt
Ingenieurbau 66.2
Adresse
Kiel
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Auszeichungen & Preise
Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis 2021
Auszeichnung Öffentlicher Raum als Zentrum