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Seit Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden auf großzügigen Grundstücken am hohen Geestrand der „Bremer Schweiz“ zahlreiche Landhäuser mit weit reichendem Blick über Lesum, Weser und das Marschland. Im Geiste der zeitgenössischen landschaftlichen Gartenkunst ließen die Eigentümer aus dem bremischen Großbürgertum ihre Gartengrundstücke teils durch namhafte Gartengestalter wie den durch die Planung des Bremer Bürgerparks bekannten Wilhelm Benque (Knoops Park) oder den für die Umgestaltung der Wallanlagen verantwortlichen Isaak Altmann entwerfen. Teils taten sie das aber auch selbst, wie der Autodidakt Christian Heinrich Wätjen (Reedereikaufmann) mit Unterstützung seines Gärtners H. Dehle oder der Botaniker Wilhelm Albrecht Roth. Der Garten des Letzteren ging im Wesentlichen aus einer Baumsammlung hervor. Nach wechselvoller, durch politische Umbrüche, Weltwirtschaftskrise und damit verbundene Vermögensverluste sowie zwei Weltkriege geprägter Zeit gingen die ursprünglichen Villengärten mit veränderten Grundstückszuschnitten zum allgemeinen Nutzen als öffentliche Parks in das öffentliche Eigentum der Bürger über.
Knoops Park
am landschaftlich reizvollen hohen Ufer der Lesum setzt sich aus mehreren benachbarten, ehemals eigenständigen privaten Landsitzen zusammen, die hier in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden. Der Name des Parks geht zurück auf den zu großem Wohlstand gelangten Kaufmann, Textilindustriellen und späteren Baron Ludwig Knoop. Dieser erwarb 1859 zunächst das Landgut Mühlenthal und ließ dort später eine prachtvolle Villa im englisch-neugotischen Castle-Style, das sogenannte „Schloss Mühlental“ bauen und gleichzeitig das umgebende Gelände durch den zu seiner Zeit ebenso renommierten wie politisch unbequemen Gartenarchitekten Wilhelm Benque umgestalten. Unter Benque, Schöpfer des Bremer Bürgerparks, einer der bedeutendsten deutschen Gartenkünstler seiner Zeit, entstand ein großzügiger Landschaftspark mit einem prägnanten Baumbestand und einer Vielzahl charakteristischer Architekturen und Stilelemente. Durch die bewegte Geländemodellierung und die Anlage von Aussichtsterrassen und Sichtachsen inszenierte er geschickt imposante Ausblicke in die Lesumniederung und das Werderland.
Der Vermögensverlust der Erben Knoops zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte zum Verfall und schließlich zum Abriss des prachtvollen „Schlosses Mühlenthal“ sowie der „Albrechtsburg“ und zahlreicher Gartenarchitekturen. Nach dem Übergang des Anwesens in den Besitz der Gemeinde Lesum 1936 entstand ab 1939 nach Plänen des Gartenarchitekten Christian Heinrich Roselius unter Zusammenfügung der Grundstücke der Familie Knoop und anderer die nunmehr 60 Hektar große heutige Gesamtanlage des "Knoops Park". Der für seine alljährlich veranstalteten Konzerte unter dem Label „Sommer in Lesmona“ bekannte Park wurde 2010 Gartendenkmal.
Der Vegesacker Stadtgarten
erstreckt sich entlang der seit den 1920er Jahren öffentlichen Vegesacker Weserpromenade und steigt den steilen Geesthang an (bis Ende des 19. Jahrhunderts eine nicht bebaubare Abbruchkante zur Weser). Die vielfältig erlebbare Prägung des Standorts durch Schiffbau und Seehandel stellt den Stadtgarten in einen einzigartigen Zusammenhang mit der Wirtschaftsgeschichte und der Gegenwart Vegesacks. Die den Park kennzeichnende seit 1789 angelegte Gehölzsammlung geht in den Ursprüngen auch auf die Fernreisen seines Gründers, den Botaniker Wilhelm Albrecht Roth zurück. Die durch einen wertvollen Baumbestand gekennzeichnete Parkanlage wird heute durch den kenntnisreich angelegten, reizvollen Staudengarten und ein Rosarium ergänzt. Begünstigt durch die exponierte zentrumsnahe Lage am Weserufer finden hier zahlreiche Feste und Veranstaltungen statt. Die Treppen- und Terrassenanlagen am Geesthang unterhalb der prachtvollen Villen bremischer Kaufleute, Reeder und Kapitäne aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert bieten beeindruckende Ausblicke in die gleichermaßen landschaftlich und maritim-industriell geprägte Flussniederung.
Wätjens Park,
ebenfalls in Sichtweite zur Weser gelegen, hat seine Ursprünge in den 1830er Jahren, als der Reeder und Kaufmann Diedrich Heinrich Wätjen Land erwarb und Isaak Hermann Albert Altmann mit der Planung des ursprünglichen Landschaftsparks beauftragte. Ab etwa 1860, nach Erweiterung des Parks, entwickelte Christian Heinrich Wätjen mit seinem Gärtner H. Dehle den Park nach dem Vorbild englischer Landschaftsparks weiter. 1917 wurden Flächen um ein bis 1987 vorhandenes Schweizer Haus durch den Gartenarchitekten Christian Heinrich Roselius im sogenannten Reformstil neu angelegt. Auftraggeber war Christian Heinrich Emil Wätjen. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges stellte das Haus Wätjen den Betrieb seiner einst zu den weltweit größten zählenden privaten Segelschiffreederei ein.
Nach Aufteilung des Parks in einen östlichen und einen westlichen Teil und Übergang in das Eigentum der Vulkan-Werft (1916) und der Bremer Wollkämmerei verfiel der Park. Mit dem Konkurs des Bremer Vulkan 1997 und wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei der Wollkämmerei erwarb die Stadt Bremen um die Jahrtausendwende den Park. Seither wurden Rekonstruktionsarbeiten an dem nun öffentlichen Landschaftspark durchgeführt, die sich an den Gestaltungsabsichten des 19. bzw. beginnenden 20ten Jahrhunderts orientierten. Dabei ist der Originalplan vom Gärtner Dehle von 1890 eine wesentliche Grundlage. 2009 wurde Wätjens Park Gartendenkmal.
Die enge Verbindung der Geschichte Wätjens Parks mit dem Schiffbau und dem Seehandel zeigt sich noch heute durch den Blick auf das Gelände des ehemaligen Bremer Vulkan, auf dem u.a. wieder eine große Werft Fuß gefasst hat.
Text: Stefan Villena-Kirschner, V i l l e n a Landschaftsarchitektur + Umweltplanung, Bremen
Diverse Gartenplaner, Landschaftsarchitekten, Behörden und Privatpersonen
Die drei Parks sind tagsüber öffentlich zugänglich. Bitte beachten: Die Karte zeigt nur den Standort des in der Mitte liegenden Vegesacker Stadtgartens.
Projektzeitraum
Knoops Park: ab 1870 - heute
Größe
Knoops Park (mit Knoops Wald) 60 ha, Stadtgarten Vegesack 10 ha, Wätjens Park 25 ha
Auftraggeber • Bauherr
Knoops Park:
Baron Ludwig Knoop (1821-1894) (Kaufmann und Industrieller) und nachfolgende Eigentümer; Gemeinde Lesum, seit 1939 Stadt Bremen
Stadtgarten Vegesack:
Wilhelm Albrecht Roth, div. andere Villen- und Garteneigentümer; Stadt Bremen
Wätjens Park:
Diedrich Heinrich Wätjen (1785-1858)(Kaufmann und Reeder) und Nachfahren, Bremer Wollkämmerei (BWK)/ Bremer Vulkan AG, Stadt Bremen
Adresse
Knoops Park: Auf dem Hohen Ufer 40, Stadtgarten Vegesack: Vegesacker Weserpromenade, Wätjens Park: Landrat-Christians-Straße
28757 Bremen
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