Einordnung der Vulnerabilitätsanalyse in das Dreiphasenmodell - ANSATZPUNKT war, zunächst die zu erwartenden klimatischen Veränderungen sachlich und räumlich zu konkretisieren, dies nennen wir Exposition. Dann wurde die Sensitivität, die Empfindlichkeit von Raumnutzungen, aber auch des Naturhaushaltes gegenüber den klimatischen Veränderungen bestimmt- und zwar flächendeckend für die Region. Schon genutzte Anpassungsmöglichkeiten wurden berücksichtigt und erst eine Überlagerung von Exposition und Sensititvität ergab Aussagen zur Vulnerabilität der Region. Unter Vulnerabilität verstehen wir also die Verletzbarkeit der Region gegenüber den jeweiligen klimatischen Veränderungen. © RPV Westsachsen/TU Dresden
Beispiel- und Projektregionen_ Fokusgebiete - Aus dieser REGIONSWEITEN Betrachtung konnten dann inhaltliche Handlungsstrategien entwickelt, aber eben auch räumliche Handlungsschwerpunkte definiert werden. Das sind die sogenannten Fokusgebiete. In diesen wurden in einer zweiten Phase des Projektes zusammen mit den regionalen Akteuren konkrete Projekte angestoßen. =DOPPELSCHIENE: Einerseits vom Großen ins Kleine – der Gesamtregion in die Fokusgebiete, andererseits wurden aber sowohl Vorschläge für die formellen Instrumente gemacht, insb. die Fortschreibung des Regionalplanes, als auch auf informeller Ebene Projektideen entwickelt. Die Landschaftsrahmenplanung der Region wurde bausteinartig in Punkto Klimawandel fortgeschrieben, zugleich wurden bei der Erarbeitung der Vulnerabilitätsanalyse immer wieder auf die Landschaftsrahmenplanung zurück gegriffen. Je fundierter, breitgefächerter und aktueller die Landschaftsrahmenplanung als Basispaket ist, desto leichter lassen sich regionale Anpassungsstrategien entwickeln. © RPV Westsachsen/TU Dresden
Grundzüge der Methodenentwicklung zur Abschätzung der Vulnerabilität - Die Vulnerabilität der Region gegenüber den Folgen des Klimawandels ermittelt sich zum einen aus dem Grad der klimatischen Veränderungen (in Auswertung der Klimaprognosen des Freitstaates Sachsen auf regionaler Ebene), zum anderen aus der besonderen Sensitivität der Region (der Empfindlichkeit des Naturhaushaltes, der Bevölkerung sowie bedeutsamer Raumnutzungen und –funktionen) gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Durch räumliche Überlagerung und Verschneidung von Exposition und Sensitivität, immer unter Berücksichtigung möglicher Vorsorge-, Vermeidungs- oder Minderungsmaßnahme (so genannte Anpassungs-kapazitäten), lassen sich sowohl Verwundbarkeiten der Gesamtregion räumlich differenziert abschätzen und vergleichen als auch regionale Folgen des Klimawandels auf raumbedeutsame Handlungsfelder (wie Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Naturschutz, Erholung etc.) im Einzelnen detailiert bewerten. © RPV Westsachsen/TU Dresden
Schwerpunkte der Vulnerabilitätsanalyse Westsachsen - BESTIMMUNG DER VULNERABILITÄTEN IN DER MODELREGION
Die Region um Leipzig ist eine der Beispielregionen im Modellvorhaben der Raumordnung „Raumentwicklungsstrategien im Klimawandel“. Sie ist ca. 3.964 km² groß und mit urbanen Räumen wie Leipzig genauso gesegnet wie mit Bergbaufolgelandschaft und strukturschwachen ländlichen Räumen wie der Dübener und Dahlener Heide. Die Region ist also weder räumlich noch klimatisch noch was die planerischen Grundlagen betrifft ein „Sonderfall“, sie ist mit vielen anderen Regionen der Bundesrepublik vergleichbar. Und auch das MORO-Vorhaben hat nur in sehr begrenztem Rahmen Sonderkonditionen geschaffen, denn es standen keine Finanzen für Grundlagenforschung zur Verfügung, sondern Aufgabe war schlichtweg, das, was verfügbar ist, auszuwerten und aufzubereiten und daraus Klimaanpassungsstrategien zu entwickeln.
Am Beispiel des Schwerpunkthemas für die Region, Vulnerabilität gegenüber Hitze und deren Auswirkungen auf Trockenheit und damit Folgewirkungen für die RAUMNUTZUNG FORST- UND LANDWIRTSCHAFT, soll der methodische Ansatz in der Modellregion verdeutlicht werden. Ebenso werden die projektbezogenen Beispiel- und Handlungsgebiete auf kommunaler Ebene vorgestellt. © RPV Westsachsen/TU Dresden
Methodischer Ansatz zur Ermittlung der Vulnerabilität von Wäldern - BASIEREND AUF DER AUSWERTUNG der Klimaprojektionen wurden die Auswirkungen von Hitzeperioden, Extrem-ereignissen wie Stürme und Starkregen, Hochwassern und Trockenperioden näher durchdacht sowie deren Auswirkungen auf einzelne Raumnutzungen und –funktionen, aber auch die Kulturlandschaft insgesamt. Im Folgenden werden nur beispielhaft einzelne Themen herausgegriffen, um ein paar Ergebnisse und Klimaanpassungs-strategien der Region vorstellen zu können. © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Vulnerabilität gegenüber Hitze im Gesamtbetrachtungsraum - Um die klimatisch bedingten Risiken von HITZEBELASTUNGEN in der Region zu betrachten, wurde die Anzahl der Hitzetage, also die Tage mit über 30 °C als Indikator verwendet. Die Auswertung einer bundesweit vorliegenden Datensatzes des PIK von 2009 erbrachte, dass sich die Anzahl der Hitzetage bis Mitte des Jahrhunderts in Westsachsen voraussichtlich verdoppeln wird und zwar in dieser räumlichen Differenzierung der Region. Dies ist aber bekanntermaßen nur eine Seite der Medaillie. Berücksichtigt man, dass sich die Erdoberfläche in Abhängigkeit von ihrer Nutzung unterschiedlich stark aufheizt, und Kaltluftabflussbahnen zugleich einen Abkühlungseffekt erzielen können, ergibt sich in der Verschneidung aller Aspekte dieses Bild über die Vulnerabilität der Region gegenüber Hitzebelastungen. Schwerpunkte: Hitzebelastungen im nördlichen Offenland stärker als im Süden und erwartungsgemäß konzentriert in urbanen Bereichen dieser Zone. © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Überblick Vulnerabilitäten von Wäldern © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Vulnerabilität gegenüber Verringerung des sommerlichen Wasserdargebots © RPV Westsachsen/TU Dresden
Vulnerabilität gegenüber Hochwasser © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Vulnerabilität gegenüber Starkregen © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
methodischer Ansatz zur Ermittlung der Vulnerabilität von Wäldern - Überlagert man Veränderung der klimatischen Wasserbilanz mit Wasserspeichervermögen des Bodens und der Grundwasserverhältnisse, ergeben sich auch in Bezug auf die Wälder Auswirkungen. © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Vulnerabilität von Waldbaumarten © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Vulnerabilitäten von Wäldern gesamt - Deutlich werden aber auch bei Überlagerung der einzelnen Aspekte, dass bestimmte Wälder höchste Vulnerabilität zeigen, dort liegen – neben der Dübener und Dahlener Heide - zugleich regional bedeutsame Handlungsschwer-punkte im Waldumbau, nämlich z.B. im Coldizer und im Wermsdorfer Forst. © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Vulnerabilitäten von Wäldern gegenüber Waldbrand - Die WALDBRANDGEFÄHRDUNG wird sich voraussichtlich deutlich erhöhen. Diese Bewertungsmethodik wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Forst entwickelt, sie berücksichtigt nicht nur die Hauptbaumart, sondern auch die standörtlichen Verhältnisse wie Moorbereiche mit brennbaren Torfvorräten, ebenso die Hangneigung und den Unterwuchs. Deutlich wird, dass gerade in Teilen, die jetzt noch nicht der Waldbrandgefahrenstufe zugeordnet sind, vorsorgende Maßnahmen wie Löschwassereinrichtungen, Waldbrandbeobachtungsstellen etc. nötig sind, wie hier im Wermsdorfer Forst oder Colditzer Forst. © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Vulnerabilitäten von Wäldern gegenüber Schädlingsbefall und Sturmwurf - Hinzu kommt die Vulnerabilität gegenüber STURMWURF und SCHÄDLINGSBEFALL, die mit steigender Temperatur zunimmt. Diese wurden anhand der Hauptbaumarten bewertet. © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
standörtliche Vulnerablität - Die hier rot gekennzeichneten Wälder sind solche, die sich voraussichtlich an langanhaltende Trockenphasen anpassen müssen. Welche Waldbilder werden wir künftig dort haben, und wie sieht der viel zitierte Trockenwald aus? © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Vulnerabilität Colditzer Forst - Im Fokusgebiet Colditzer Forst fallen beispielsweise klimawandelbedingt 600 ha Fichtenbestände schneller dem Borkenkäfer zum Opfer, als der Forst im herkömmlichen Waldbaurhythmus nach kommt. Er muss 1,6 fach, also fast doppelt so schnell wie ursprünglich geplant den Waldumbau voran treiben. Es wurde deshalb gemeinsam mit dem Forst ein Waldumbaukonzept, welches auch Erholungs- und Naturschutzaspekte berücksichtigt, erarbeitet. © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Informationen und Austausch - Durch Exkursionen und Flyer werden den Anwohnern und Interssierten die Ziele des Waldumbaus sowie die Umbauphasen erläutert und nahe gebracht. © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Visualisierung der Umbauphasen - Visualisierungen erleichtern die Entscheidung, wann welches Quartier umgebaut werden sollte. Denn eine zu große Konzentration an Kahlschlägen ist für Erholungssuchende wenig akzeptanzfördernd, und auch während des Umbaus sind Orientierungspunkte und attraktive Raumerlebnisse gefragt. © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Visualisierungen Zukunft - Es wurde gemeinsam mit dem Forst ein Waldumbaukonzept, welches auch Erholungs- und Naturschutzaspekte wie beispielsweise die Umbaubereiche, ein FFH-Gebiet und den gesamten Wald als ein beliebtes Erholungsgebiet berücksichtigt. © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Schautafeln - Zur Vermittlung der Umbauziele vor Ort wurden Schautafeln für einen neuen Waldumbau-Erlebnispfad entwickelt. Diese können vom Revierförster künftig bei Führungen gezielt einbezogen werden, um auch eine aktive Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und für die Chancen des Waldumbaus zu werben. © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden
Klimaanpassungsstrategien - Klimaanpassungsstrategien im Wald sind in der Region somit der Waldumbau in den gezeigten Schwerpunkten, wobei Vielfalt der Baumarten ebenso eine Strategie ist wie ein guter Waldrandaufbau als Windschutz.
Man sollte freilich nicht bei der Betrachtung einzelner Raumnutzungen stehen bleiben, sondern zusammenfassend auch den Gesamtblick auf die Kulturlandschaft insg. werfen. In der Dübener Heide wird das neu entstehende Naturparkhaus mit den dort abgebildeten Informationen zu Worst case und Bestcase-Szenarien, die Diskussion beflügeln, denn klar ist: der Prozess in der Region hat gerade mal begonnen. Die gesamte Vulnerabiliätsstudie können Sie im Internet auf der Homepage des regionalen Planungsverbandes (http://www.rpv-westsachsen.de/projekte/moro/) einsehen. © 2010 RPV Westsachsen/TU Dresden