Der stark auf den Autoverkehr ausgerichtete Wiederaufbau schuf die "autogerechte Stadt". Die Wohnraumproblematik blieb für Jahre akut, die Siedlungsplanung bestimmende Aufgabe. Mit wachsendem Umweltbewusstsein nahm das Aufgabenfeld der "Landespflege" Kontur an. In den Nachkriegsjahren war der Berufsstand personell von Kontinuität geprägt. Gestalterisch wurde an im Nationalsozialismus diffamierte moderne Ausdrucksformen angeknüpft, wobei in den beiden deutschen Staaten unterschiedliche Freiraumkonzeptionen sichtbar wurden.
Nach dem Chaos der unmittelbaren Nachkriegsjahre kam mit Währungsunion und Marshall-Plan 1948 im Westen der lange, kontinuierliche Aufstieg. Die 1950er-Jahre waren frei von jenen Phasen der Verarmung durch Inflation, Wirtschaftskrise und Krieg, welchen die zurückliegenden Jahrzehnte geprägt hatten, und die Löhne stiegen auf Rekordniveau. Bereits damals sprach man deshalb vom „Wirtschaftswunder“. Währenddessen erholte sich der Osten mangels Wirtschaftshilfen und durch den schleppenden Erfolg der Planwirtschaft nur langsam.
In der Hoffnung, durch die Neuanlage ganzer Städte auch eine neue, freiheitliche Gesellschaft schaffen zu können, wurden die gewachsenen urbanen Strukturen wie schon gegen Ende des Ersten Weltkriegs zum Feindbild der Planer:innen erklärt. Die Aufgaben waren enorm, und der durch Kriegszerstörung und Flüchtlingsströme verursachte Wohnraummangel war noch am Ende des Jahrzehnts nicht ausgeglichen. Der Bau großer Siedlungen wurde in Angriff genommen und Landschaftsarchitekt:innen für die Gestaltung der meist halb-öffentlichen Grünflächen herangezogen.
Schließlich waren die 1950er-Jahre in beiden deutschen Staaten auch eine Zeit des wachsenden Umweltbewusstseins; die Profession blickte immer besorgter auf die überall sichtbare Landschaftszerstörung. In Anknüpfung an die Traditionslinien wie die fürstliche Landesverschönerung des 19. Jahrhunderts so wie die Heimatschutz-Bewegung und ausgerichtet an den Zielen des in den Dreißiger Jahren eingeführten Naturschutzgesetzes nahm das Feld der „Landespflege“ zunehmend Kontur an.
Stadtplanerische Herausforderungen
Durch die Zerstörungen und die grundlegende Umformung des deutschen Staatsgebietes hatten sich gigantische Aufgaben im Bereich der Siedlungs-Neuplanung ergeben. Viele Millionen Flüchtlinge jährlich verschärften die ohnehin schwierige Lage nachhaltig. Vor allem drei neue Publikationen definierten die städtebaulichen Zielsetzungen der Zeit: „Organische Stadtbaukunst – Von der Großstadt zur Stadtlandschaft“ (Hans Bernard Reichow, 1948), „Die gegliederte und aufgelockerte Stadt“ (Johannes Göderitz, Roland Rainer, Hubert Hoffmann, 1957), sowie „Die autogerechte Stadt" (Hans Bernard Reichow, 1959). Ihre Ideen hatten die Autoren teilweise schon in den Vierziger Jahren entwickelt.
Man orientierte man sich nun wieder offiziell an den von der CIAM verabschiedeten Leitlinien, die Funktionstrennung vorsahen und durchgrünte Siedlung in Mehrgeschossbauweise mit fließenden Freiräumen anstrebten. Beispiele sind die als erstes Projekt dieser Art geltenden Grindelhochhäuser (1949–1957) in Hamburg, eine Siedlung mit parallel angeordneten Hochhaus-Scheiben in offenen Grünflächen.
Der sogenannte „Kollektivplan“ des ersten Berliner Stadtbaudirektors Hans Scharoun, erarbeitet unter Mitarbeit des Landschaftsarchitekten Reinhold Lingners und anderer, orientierte sich an einem Leitbild der Organik: auch hier gab es keinen Blockrand, keine Straßenfluchten, stattdessen verschmolzen Siedlung und Landschaft miteinander zu einer fließenden Raumabfolge. In Planungen dieser Art wurden die naturlandschaftlichen Gegebenheiten inszeniert und manchmal monumentalisiert.
Im Osten interpretierte man das Ideal der modernen Stadt hierarchisch. Die Landschaftsarchitektur wurde hierbei oft weitgehend ignoriert. Großzügige Aufmarschplätze und Paradestraßen wurden in die Planungen integriert und im Detail Freiräume und Architektur mit politischen Monumenten und regionalistisch-symbolischer Bauornamentik angereichert. Eine klassizistische Durchprägung zeigt sich beispielsweise in der Ostberliner Karl-Marx-Allee und ihrer Architektur, die als Antipode des Westberliner Hansaviertels gilt.
Bereits Mitte der 1950er-Jahre begann man in der DDR, parallel zur Neuausrichtung der russischen Architekturpolitik unter Chruschtschow, die „Ressourcenverschwendung“ der stark dekorierten stalinistischen Architektur kritisch zu sehen. Eine weitergehende Industrialisierung des DDR-Städtebaus wurde eingeleitet und die Plattenbauweise weiter standardisiert.
Die Auflösung der Gartenämter 1953/54 (ausgenommen war Berlin) war ein weiterer Rückschlag für Anlage und Erhalt qualitätsvoller Grünflächen. Dennoch konnte beispielsweise die von Lingner geleitete Sektion Grünplanung der Bauakademie Berlin einige bemerkenswerte Anlagen realisieren, wie den Garten am Sommersitz des Präsidenten Wilhelm Pieck oder die Pionierrepublik am Werbellinsee.
Auch beim Wiederaufbau im Westen berücksichtigte man die Planung öffentlicher Erholungsräume zunächst wenig. Die weitläufigen, autogerecht geplanten Stadträume enthielten zwar eine großzügige „Durchgrünung“, aber große Bereiche der Freiflächen lagen als „Abstandsgrün“ zwischen den Verkehrsflächen und wirkte lediglich visuell als Grün, ohne eine vielfältige Nutzung zu ermöglichen. In vielen Siedlungen dieser Zeit mangelte es zudem an privat genutztem Freiraum. Die radikale Infragestellung des gesamten Projektes der Moderne seit Ende der 1960er-Jahre ist jedoch bei dem heutigen sehr negativen Blick auf diese Gestaltungen zu bedenken.
Personelle Kontinuitäten
Entgegen der Rede von einem Neubeginn und der „Stunde Null“ konnten nach Kriegsende auf allen Ebenen Menschen ihre Stellung behalten, die sie bis 1945 innegehabt hatten. Es handelte sich dabei nicht unbedingt um ideologische Nazi-Strategen. Die Karrieren in Politik, an Universitäten oder im Justizsystem, an die nun nahtlos angeknüpft wurde, hatten bei vielen bereits deutlich vor 1933 begonnen. Auch in Architektur und Landschaftsarchitektur schockieren im Rückblick die biographischen Kontinuitäten.
Führende Nazi-Architekten wie Friedrich Tamms, Julius Schulte-Frohlinde oder Paul Schmidthenner erhielten renommierte Posten. Zahlreiche beispielsweise in Albert Speers „Arbeitsstab für den Wiederaufbau zerbombter Städte“ Tätige waren bald mit Aufträgen am Wiederaufbau beteiligt. Dieser basierte gar oft auf den bereits für das Dritte Reich durch das gleiche Personal erarbeiteten Konzepten.
An den größtenteils neueingerichteten Studiengängen für Gartenarchitektur und Landschaftsentwicklung gelangten viele alte Kader auf Lehrstellen. Bekannte Beispiele sind Gustav Allinger, Alwin Seifert oder Heinrich Friedrich Wiepking. Letzterer war Mitarbeiter der Planungsgruppe bei der Reichsführung der SS gewesen, die den „Generalplan Ost“ unter dem Leitbild der „Eindeutschung“ der eroberten Ostgebiete erarbeitet hatte. Wiepkings rassistisch durchsetzte „Landschaftsfibel“ (1940) wurde auch nach dem Krieg noch als Referenzliteratur zitiert. Die hier vertretene Vorstellung von einem besonderen Naturverhältnis der Deutschen hatte als eine Grundlage der Theorie von der nordischen Herrenrasse gedient.
Über die Bedeutung dieser Denkmuster für die Ideologie des Dritten Reiches, geschweige denn die Rolle der Profession in jener Zeit, fand jedoch keine öffentliche Auseinandersetzung statt.
Formen in der Landschaftsarchitektur
Das Wiederanknüpfen an die unter den Nazis als „entartet“ diffamierte Kunst der Weimarer Republik beeinflusste auch die Landschaftsarchitektur. Jene, die in den Zwanziger Jahren an der Entwicklung eines modernen Ausdruckskanons beteiligt gewesen waren und das erzwungene Ende dieser Entwicklungslinie in der Gartenkunst unter Hitler hatten mitansehen müssen, konnten nun an Ideen von vor 1933 anknüpfen. Dies führte zur Entfaltung eines Stils, der mit seinen aufgelösten Symmetrien heute rückblickend als Zeitgeist-typisch wahrgenommen wird. Dazu gehören die polygonalen Plattenwege, die organischen „Tropfen“-, „Amöben“- oder „Nieren“-Formen und die transparenten, leichten Konstruktionselemente beispielsweise der Gartenschauen in Kassel 1955 und Köln 1957.
In der DDR war die Freiraumplanung bei neu geplanten Siedlungen stärker durch die hierarchische Gestaltung des Städtebaus geprägt und durch das Leitbild des Gemeinschaftlichen, das Elemente ausschloss, die in irgendeiner Weise Privatbesitz symbolisierten. Die Pflege lag meist in der Hand der Bewohner:innen. Probleme wie die durch Kollektivierung der Ausführungsbetriebe verursachten Einschränkungen in baulichen Fragen ließen die Freiraumplanung gestalterisch weiter verarmen.
In den Freiräumen des zur Interbau 1957 unter Mitarbeit zahlreicher Landschaftsarchitekten entstandenen West-Berliner Hansaviertels zeigen sich paradigmatische Konzepte der 1950er-Jahre: „Auflösung“ von Grundstücksgrenzen, „Freiheit“ von Geometrien, und eine heute teilweise verloren gegangene „Transparenz“ und Übersichtlichkeit. Zentrale Symmetrie-Achsen galten allgemein als autoritär.
Auch symmetrische Planungen aus früheren Zeiten wurden manchmal gar umgestaltet, um, wie es hieß, die Formensprache zu „demokratisieren“. So inszenierte Hermann Mattern 1955 in Kassel die Fehlstellen in der Treppenanlage vor der Orangerie, anstatt sie zu reparieren. In Köln wurden 1957 Elemente der historischen Festungsanlage und der Werkbundausstellung von 1914 geschleift. Im Düsseldorfer Nordpark von 1937 wurden die streng axialen Strukturen 1958 von Georg Penker durch neue Wegführungen, frei angeordnete Pflanzflächen und grazile Ausstattungs-Elemente überspielt.
Für private Wohngärten waren ausländische Beispiele beliebte Vorbilder. Man blickte in die USA und vor allem auf die skandinavischen Länder und die Schweiz – Gesellschaften, die mit ihren demokratischen Traditionen vielen als vorbildlich galten. Die Staudenverwendung erlebte einen neuen und vorläufig letzten Höhepunkt. Entwürfe der Zeit zeigen Pflanzpläne mit einer unglaublichen Vielfalt an Arten und Sorten, wie sie bei dem heutigen Wunsch nach Pflegeleichtigkeit kaum mehr vorstellbar sind.
Stilistisch wurden die expressiv-asymmetrischen und organischen Formen der 1950er-Jahre in den 1960er-Jahren zunehmend durch das Gerasterte und Schematische eines internationalen Rationalismus ersetzt. Auch Einflüsse aus der Kunst wie Konkrete Kunst und Informel trugen dazu bei.
Bedeutungszuwachs der Profession
Was die akademische Fundierung des Berufes angeht, brachten die Nachkriegsjahre eine erhebliche Aufwertung und Ausweitung des Profils. Einzige Ausbildungsstätte auf Hochschulebene war seit 1929 der Studiengang an der Berliner Universität gewesen. Auf den engagierten Nazi Wiepking, der 1945 in den Westen geflohen war, war der im Dritten Reich als „Halbjude“ diffamierte Georg Béla Pniower gefolgt. Dieser ging jedoch bald an die Ost-Berliner Humboldt-Universität, die seinen Lehrstuhl beanspruchte. Daraufhin entstand in West-Berlin eine neue Fakultät an der Technischen Universität, die 1952 Gustav Allinger zum Professor für Gartenkunst und Landschaftsgestaltung berief.
In Hannover erreichte Wiepking Ende 1947 die Gründung einer gartenbaulich-landwirtschaftlichen Hochschule, die 1952 als neue Fakultät in die TU Hannover integriert wurde. 1948 begründete Mattern mit seiner Klasse für „Landschaftskultur“ den ersten Studiengang für Landschaftsarchitektur an einer deutschen Kunsthochschule, nämlich an der am Bauhaus orientierten neu eingerichteten staatlichen Werkakademie Kassel. Für einen 1956 an der TU München eingerichteten Studiengang wurde der Aachener Landschaftsarchitekt Ludwig Schreiber berufen. Schließlich existierten weiterhin die Gärtnerlehranstalten (später FHs), neben denen auch neue gartenbauliche Fachschulen wie jene in Osnabrück eingerichtet werden konnten.
Ökologisches Bewusstsein entsteht
Anlässlich der Brüsseler Weltausstellung 1958 mit ihrer ikonischen „Atomium“-Skulptur wurde noch einmal zuversichtlich der technologische Fortschritt „für eine bessere Welt“ gefeiert. Walter Rossow schuf die elegante, an japanische Gärten und zeitgenössische abstrakte Kunst erinnernde Außenraumgestaltung des international gepriesenen deutschen Pavillons von Egon Eiermann und Sep Ruf. Im Innern zeigte Mattern mit Modellen die Neustrukturierung einer ländlichen Region im Sinne seiner „Landschaftsaufbauplanung“.
Die Landschaftsarchitekt:innen hatten mit Ihrem besonderen Wissen um die lebensnotwendigen biologischen Zusammenhänge bereits seit Jahren einer Sorge um die natürlichen Lebensgrundlagen Ausdruck gegeben. Die meisten der einflussreichen Berufsvertreter:innen sahen sowohl Naturschutz und Landschaftsentwicklung, wie auch die Gartengestaltung nach künstlerischen und funktionalen Kriterien als ihre Aufgaben an.
Zunehmend entwickelte sich das Feld der Landespflege zu einem Hauptarbeitsbereich der Profession. Dieser Prozess begann Jahre bevor sich dieser Arbeitsbereich auch institutionell etablierte, beispielsweise in Form eigener Fachgebiete an den Universitäten. Die DDR war hier zunächst mit der „Landschaftsdiagnose“ (u. a. von Linger) der frühen 1950er-Jahre vorangegangen. Auch gab es hier im Gegensatz zur BDR bereits 1954 ein Naturschutzgesetz.
Mattern mit seinem nur wenig beachteten Buch „Gras darf nicht mehr wachsen“ und Rossow mit seinem umso stärker wahrgenommenen Aufruf „Die Landschaft muß das Gesetz werden“, lieferten anlässlich der Werkbund-Tagung 1960 in Marl zwei der rückblickend progressivsten Beiträge zu dem Thema. In der DDR hatte beispielsweise Pniower sich ähnlich fortschrittlich mit der Landschaftsentwicklung beschäftigt. Diese Beiträge entstanden Jahre bevor die Umweltbewegung zu einer bestimmenden politischen Kraft wurde.
1961 unterzeichneten zahlreiche Fachleute die einflussreiche „Grüne Charta von der Mainau“. Sie führte 1962 zur Gründung des Deutschen Rats für Landespflege. Der spätmoderne Optimismus erreichte in den Sechzigern noch einmal einen Höhepunkt, aber die Zweifel am ungebremsten Wirtschaftswachstum wurden nun auch außerhalb der Profession immer stärker.
Autor: Jun.-Prof. Dr. Lars Hopstock
Durth, Werner: Deutsche Architekten: Biographische Verflechtungen 1900–1970 (München: DTV, 1992).
Schildt, Axel: Modernisierung im Wiederaufbau, in: Die Kultur der 50er Jahre, herausg. von Werner Faulstich, Serie Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts (München: Wilhelm Fink Verlag, 2002), S. 11–22.
Garten+Landschaft, Nr. 03/2003, Themen-Schwerpunkt “Der Neubeginn nach 1945” mit Beiträgen u. a. von Ursula Kellner, Stefan Körner, Ursula Poblotzki, Axel Zutz.
Garten+Landschaft, Nr. 05/2009, Themen-Schwerpunkt “Die fünfziger Jahre” mit Beiträgen u. a. von Klaus Lingenauber, Andrea Koenecke, Claus Lange, Peter Fibich.
Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (Hg.): Stadt- und Grünplanung der 1950er und 1960er Jahre in Deutschland, Arbeitsheft Nr. 28 (Altenburg: E.Reinhold Verlag, 2006)